Als Vater starb
…sagte mir meine Mutter: Eigentlich könnte ich auch gehen. Ich habe ein schönes Leben gehabt. Jetzt wird es nur noch mühsam. Ich schwieg. Nicht weil ich überrascht oder schockiert war. Mir hat es auch nicht die Sprache verschlagen. Der Moment war zu ehrlich. Es kam aus der Tiefe ihrer Seele, wie ein Seufzer, der jahrelang unterdrückt wurde und nun ans Tageslicht entwicht. Da ich selber auch schon am Rande des Lebens stand und in das Gesicht vom Tod geblickt habe, verstand ich sie sehr gut.
Jetzt wird es hart für sie, dass wusste ich nur zu gut. Mein Vater hatte bei mir so manche Grenze überschritten. Der Umgang mit meiner Mutter bezeichnete ich alles andere als liebevoll. Er manipulierte und dominierte sie, wie er wollte. Als ich sie fragte, warum sie ihn nicht verlasse meinte sie nur, dass sie sich ein Leben alleine nicht vorstellen könne. Nun hatte er sie verlassen. Für mich war klar, dass ich für sie dasein wollte. Ich nahm mir vor, wenn es bei ihr einmal so weit ist, mir keine Vorwürfe machen zu müssen, hätte ich doch mehr getan.